Lightshape GmbH & Co. KG, Stuttgart
„Wir müssen Schritt für Schritt über uns hinauswachsen.“
Mehrere Personen tragen große Brillen, bewegen im Zusammenspiel Hände und Körper und haben Rucksäcke auf den Rücken. Dabei scheinen sie wie bei einer Pantomime etwas Unsichtbares zu untersuchen. Außenstehende würden diese Szene wohl befremdlich finden, Eingeweihte jedoch wissen, dass es sich um Mitarbeiter einer Entwicklungsabteilung handelt, die durch ihre Virtual-Reality-Brillen (VR-Brillen) digitale Prototypen testen. „Der besondere Clou ist, dass damit auch Mitglieder eines Teams, die über Kontinente hinweg getrennt arbeiten, zeitgleich gemeinsam Prototypen untersuchen können“, erläutert Robin Wenk (41), der zusammen mit Daniel Classen (47) und Georg Fuhrmann (49) im Jahr 2007 die Lightshape GmbH & Co. KG gegründet hat.
Digitales Teamwork
Das Stuttgarter Unternehmen, das inzwischen 30 Mitarbeiter beschäftigt, bietet seinen Kunden eine Software, die teamfähiges Arbeiten im digitalen Raum ermöglicht. Dies bedeutet, dass sich für die Beteiligten reale und virtuelle Bedingungen zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Die Personen sind durch VR-Brillen im Programm integriert und durch sogenannte Avatare sichtbar. Kunden aus der Automobilbranche nutzen diese Möglichkeit im Entwicklungsbereich, um neue Fahrzeugmodelle zu begutachten – die ursprünglichen Prototypen aus Ton werden ersetzt. Dabei stehen die digitalen Modelle den physischen in nichts nach, im virtuellen Raum kann man genauso um das Auto herumgehen und Innenräume darstellen wie bei einem realen Modell. Darüber hinaus ergeben sich Chancen, die über die physischen Beschränkungen der Realität hinausgehen. So lassen sich Objekte spielend leicht im Raum bewegen oder je nach Bedarf auseinanderschneiden und neu zusammenfügen.
Fast grenzenlose Einsatzmöglichkeiten
Die Möglichkeiten gehen aber weit über die Evaluierung von Prototypen hinaus. Andere Einsatzmöglichkeiten sind die standortübergreifende Schulung von Mitarbeitern oder Hilfestellung bei der Fernwartung von komplexen Anlagen oder Maschinen. „Mit unserer Entwicklung kann man von Deutschland aus einem Arbeiter in Asien zeigen, wie eine Schweißnaht gesetzt werden muss.“
„Wir haben uns schon sehr früh auf diese Entwicklung konzentriert“, so Wenk, der wie seine beiden Geschäftspartner aus der Architektur kommt. „Während sich VR-Brillen bei Computerspielen noch nicht vollständig durchgesetzt haben, sind sie aus der Industrie nicht mehr wegzudenken.“ Dabei spielt es kaum eine Rolle, um welches Produkt es sich handelt – vom Auto bis zur Nähmaschine lässt sich alles visualisieren und im digital-realen Raum darstellen.
Aktuell arbeiten die drei Gründer an einem Forschungsprojekt im medizinischen Bereich – einem neuen Geschäftsfeld für Lightshape. „Als Unternehmer müssen wir Schritt für Schritt über uns hinauswachsen, im richtigen Moment den entscheidenden Sprung wagen und trotzdem solide Entscheidungen treffen“, sagt Wenk. „In unserer Branche gibt es noch kaum Erfahrungswerte, daher müssen wir uns stark auf unser Bauchgefühl verlassen.“