Pinion GmbH, Denkendorf

„Man muss Problemlösungskompetenz mitbringen.“

Bei der Frage, welche Eigenschaft ein erfolgreicher Gründer vor allem benötigt, sind sich Christoph Lermen (34) und Michael Schmitz (39) schnell einig: „Es kommt unweigerlich der Zeitpunkt, an dem es zäh wird und Durchhaltevermögen gefragt ist.“ Die beiden gründeten im Jahr 2008 die Pinion GmbH in Denkendorf bei Esslingen. Als typisch baden-württembergische Maschinenbauer entwickeln und produzieren die Ingenieure zusammen mit ihren mehr als 20 Mitarbeitern heute erfolgreich technisch anspruchsvolle und hochinnovative Fahrradschaltgetriebe und verkaufen sie als Komponenten an namhafte Fahrradhersteller.

Für den Erfolg über den Himalaya

Doch bis dahin war es nicht immer leicht: „Als es zunächst Probleme auf der Investorenseite gab und dann ein erster Prototyp die Erwartungen nicht erfüllte, mussten wir schon die Zähne zusammenbeißen“, erinnert sich Lermen. Doch die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten: Ein strategischer Investor stieg ein und ein befreundeter Extremradsportler sorgte mit seiner Himalaya-Überquerung, die dank des Pinion-Getriebes problemlos verlief, für eine positive Medienresonanz.

Einfache Frage, innovative Lösung

Die Geschäftsidee von Lermen und Schmitz beruhte auf einer einfachen Frage: „Warum hat ein Fahrrad eine reparaturanfällige Ketten- oder Nabenschaltung und kein Getriebe wie ein Auto?“ Eine Antwort darauf ist eher technisch: Auf Grund des kompakten Bauraums und des geringen Gewichts ist es schwierig, ein Getriebe zu entwickeln, das diesen Funktionsumfang mit der Anzahl der Gänge, den feinen Gangsprüngen und der großen Bandbreite bietet und gleichzeitig die im Fahrrad auftretenden hohen Drehmomente übertragen kann. „Das Drehmoment erreicht bis zu 250 Nanometer, was vergleichbar mit einem Mittelklasse-PKW ist“, erklärt Lermen.

Eine weitere Antwort besteht in den höheren Kosten, die ein Tretlagergetriebe verursacht. „Mit der Serienproduktion gelang es uns jedoch, die Stückzahlen deutlich zu erhöhen und die Kosten zu senken“, erläutert Schmitz. Auch in der Herstellung gelangen wichtige Innovationen. So entwickelte das Unternehmen neben dem aus Aluminium gefrästen 18-Gänge-Getriebe auch eine preisgünstigere Variante mit zwölf Gängen. Durch das Magnesium-Druckguss-Verfahren sind diese Getriebe nicht nur kostengünstiger, sondern auch wesentlich leichter.

Hoher Fahrkomfort

Die Anstrengung hat sich gelohnt: Mehr als 100 namhafte Hersteller haben heute die Pinion- Getriebe für hoch- und zunehmend auch für mittelpreisige Räder im Sortiment. Was viele Radfahrer zu schätzen wissen, ist der geringe Wartungsaufwand und hohe Fahrkomfort: „Auch im Stand kann das Getriebe reibungslos durchgeschaltet werden“, so Schmitz. Mit dem wachsenden Erfolg betraten die Gründer, die selbst auch begeisterte Radfahrer sind und sich eher als Entwickler denn als Unternehmer sehen, in vielen Fällen Neuland: „Finanzmanagement, Personal, Schutzrechte: Die Themenvielfalt haben wir so nicht erwartet“, erinnern sich die beiden. „Da man vieles nicht weiß, muss man als Gründer eine große Problemlösungskompetenz mitbringen.“

Ihren Erfolg teilen die beiden Firmenchefs gern. Bei der Gestaltung ihrer Lösungen binden sie beispielsweise die Behindertenwerkstatt Esslingen mit in Projekte ein und lassen dort die Montage ausgewählter Baugruppen durchführen.

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