Spoontainable GmbH, Heidelberg
Im Kreislauf
Die Gründungsgeschichte von Spoontainable beginnt in Kambodscha und Vietnam: Der auf ihrer Reise allgegenwärtige Plastikmüll empörte Julia Piechotta und Amelie Vermeer – und gab ihnen die Idee für ihr eigenes Unternehmen. In ihrer Wohngemeinschaft entwickelten die beiden Studentinnen die Rezeptur für den Spoonie, ihren ersten nachhaltigen Esslöffel. „Wir erinnern uns gerne an diese Zeit“, so Piechotta. „Doch haben wir uns in den letzten vier Jahren zu einem professionellen Unternehmen weiterentwickelt.“ Heute beschäftigen die Unternehmerinnen zwölf Mitarbeitende, positionieren ihre Produkte in mehr als 15 Ländern und zeigen als Mentorinnen den Gründungswilligen der nächsten Generation, welche Herausforderungen auf sie zukommen.
Die Basis des jungen Heidelberger Unternehmens bilden auch heute noch die essbaren Löffel, die es in zwei Geschmacksrichtungen gibt und die aus geretteten Kakao- und Haferschalen bestehen. Gerettet heißt: Diese Reststoffe der Lebensmittelindustrie wurden früher weggeworfen. „Damit sind wir ein Unternehmen der Kreislaufwirtschaft, das gleichzeitig die Entstehung von Plastikmüll sowie die Verschwendung von Lebensmitteln reduziert“, bringt Vermeer die nachhaltige Wirkung des Geschäftsmodells auf den Punkt.
Das Einweg-Plastikverbot innerhalb der EU spielte den Unternehmerinnen in die Karten. Aber die Entwicklung geht weiter. „Heute sehen wir vermehrt konkurrierende Produkte aus Holz und Papier und stellen uns mit einer klaren Wachstumsstrategie darauf ein“, erläutert Piechotta. Geplant ist eine Ausweitung des Bestecks, die mit dem Rührstäbchen Twirly schon begonnen hat. Zudem soll der Vertrieb internationalisiert werden. Sechs Millionen Löffel hat Spoontainable bereits ausgeliefert. „Wer weiß, dass allein in Deutschland pro Jahr 360 Millionen Plastiklöffel weggeworfen werden, ahnt das Potenzial, das in unserem Geschäftskonzept steckt“, verweist die 28-jährige Piechotta auf den großen Markt von Spoontainable. Die Kundschaft des Unternehmens finden sich im Großhandel, im Einzelhandel und in der Gastronomie. Wer ganz individuell seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten will, wird im Online-Shop des Unternehmens fündig.
Was mit der Gründung auf sie zukam, haben die Gründerinnen in vielen Punkten erwartet. In beiden Familien gibt es Vorbilder, die selbstständig sind oder waren. Andere Herausforderungen wurden mit Learning-by-doing gemeistert: „Auch, wenn man ein Team mit zwölf Leuten immer noch sehr persönlich führen kann, ist es doch etwas Anderes als am Anfang“, berichtet Vermeer. So gibt es einen regelmäßigen Jour fix für die Mitarbeitenden, dazu Workshops und bei Bedarf auch Seminare und Weiterbildungen. „Insgesamt ist das alles super viel Arbeit“, so die 27-jährige Vermeer. „Gemeinsam konnten wir schon große Erfolge feiern. Aber man muss auch den einen oder anderen Misserfolg hinnehmen können.“
Freundinnen sind die beiden Unternehmerinnen auch heute noch, spielen gemeinsam Tennis und gehen gelegentlich Essen. Die eine oder andere Geschäftsreise wird zu einem gemeinsamen Kurzurlaub genutzt. Wenn sie dabei ihre Produkte entdecken, ist die Freude groß – für sich, für ihr Unternehmen und für die Umwelt.